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100 Menschen bei Veranstaltung zu Rechtsextremismus auf dem Land // „Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben“

Dörverden. Die Sorge um das Thema Rechtsextremismus, aber auch das Engagement für Demokratie ist groß, das zeigte die Diskussionsveranstaltung mit der Journalistin Andrea Röpke am Dienstag in Dörverden: knapp 100 Menschen waren am Dienstagabend auf dem Ehmken Hoff zusammengekommen, um sich über rechte Bewegungen auf dem Land zu informieren. Nach der Buchvorstellung der Rechtsextremismus-Expertin Röpke kam eine lebhafte Diskussion über völkische Siedler, die lokale Situation und Möglichkeiten des Engagements für eine offene Gesellschaft zustande.


„Wir sind überwältigt von der Resonanz auf unsere Veranstaltung – fast 100 Besucher*innen an so einem warmen Sommerabend, damit haben wir nicht gerechnet. Dass so viele sich über die Strategien der extremen Rechten auf dem Land informieren wollen und so engagiert diskutieren, das macht Hoffnung“, so Tina Wedemeier von den Veranstaltenden. Eingeladen hatten die drei Vereine Forum Zukunft e.V., Wabe e.V. und ContRa e.V. zu Vortrag und Diskussion mit der Autorin Andrea Röpke. Diese stellte ihr neues Buch „Völkische Landnahme – Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos“ vor und warnte eindringlich vor dem menschenfeindlichen Gedankengut, das rechte Siedlungsbewegungen auf dem Land verbreiten wollen.


„Solche schrecklichen Taten wie der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke kommen nicht aus dem Nichts: sie werden durch rechtsextreme Strukturen ermöglicht, die überall in Deutschland aktiv sind – auch bei uns in der Gegend“, so Tina Wedemeier. „Umso wichtiger ist es, gut zu wissen, wie sie agieren, um nicht zuzulassen, dass extrem rechte Personen oder Gruppen sich in unsere Dorfgemeinschaften schleusen oder wir gar unwissentlich ihre Ideologie weitertragen.“


Andrea Röpke referierte über völkische Siedler*innen, Familienideologien und die Verbindungen in die AfD, die der Bewegung neuen Aufschwung gibt. Die Journalistin mahnte an, sich nicht durch rechte Geschichten von Gemeinschaft oder Naturnähe täuschen zu lassen. „Diese Szenen wirken zunächst ganz heimelig. Erst später fallen die militärischen und hierarchischen Strukturen auf, die Alltag und Organisationen der völkischen Siedler prägen. Wir müssen uns informieren und wir müssen vor allem in kulturellen Institutionen und Schulen wissen, mit wem wir es zu tun haben“, so die Rechtsextremismus-Expertin.


In der Diskussion wurde auch der regionale Kontext näher beleuchtet. So wurde deutlich, dass auch im Landkreis Verden rechtsextreme Personen und Gruppen am Werk sind. Eine Teilnehmerin berichtete von nächtlichen Aktivitäten in ihrem Dorf: „Es grölt wieder, sage ich dann.“ Rudi Klemm von Wabe e.V. erzählt: „Wir sind nicht in Sachsen, gleichwohl gibt es Menschengruppen, die Bedrohungen durch Rechtsextreme ausgesetzt sind – geflüchtete Menschen und die, die sich für diese einsetzen. Es gab auch Drohungen und einzelne körperliche Angriffe.“ Das Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage (Wabe) e.V. wies darauf hin, dass sie jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn Menschen rechte Aktivitäten in ihrem Umfeld bemerken oder von rechter Gewalt betroffen sind.


Trotz des ernsten Themas war die Stimmung im Ehmken Hoff herzlich und hoffnungsvoll. „Es ist schön, so viele Gleichgesinnte zu treffen“, so ein Besucher nach der Veranstaltung, „und es ist wichtig zu zeigen, dass es uns gibt. Damit die, die von den Rechten bedroht werden, merken: Sie sind nicht alleine.“


Die Veranstaltung war von den Vereinen Forum Zukunft e.V., Wabe e.V. und ContRa e.V. organisiert worden. Die Vereine setzen sich für eine offene und demokratische Gesellschaft für alle ein.



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